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HYPOTHESEN FORMULIEREN | Leitfaden und Beispiele

Hypothesen formulieren - Leitfaden mit Beispielen
Inhalt

Wer einer Forschungsfrage systematisch auf den Grund gehen will, kann dazu vorab Hypothesen formulieren. Für eine empirische Arbeit sind sie sogar unerlässlich. Darüber hinaus helfen Hypothesen, den Fokus in der Forschung nicht zu verlieren. Und das gilt sowohl für quantitative als auch für qualitative Methoden.

In diesem Artikel zeigen wir auf, welche Typen von Annahmen es gibt und wozu sie gut sind. Anhand einiger Beispiele erklären wir zudem, wie man Hypothesen am besten aufstellt, formuliert und in eine Abschlussarbeit einbindet.

Was sind Hypothesen und wie kann man sie formulieren?

Mit wissenschaftlichen Hypothesen stellt man als Forscher Behauptungen über die Realität auf. Diese Behauptungen müssen einen klaren Bezug zur Fragestellung haben und dazu dienen, diese letztendlich zu beantworten. Hypothesen sind sozusagen „Unterfragen“ der leitenden Forschungsfrage. Darüber hinaus helfen sie dem Forscher, den Blick für das Wesentliche zu behalten. Sie dienen als Anhaltspunkt, sowohl während der Datenerhebung als auch bei der Analyse. Wenn es hier allerdings an Kenntnissen fehlt, lohnt sich eine Statistik-Beratung. Dies kann an der Hochschule oder bei professionellen Anbietern eingeholt werden. Anhand von Annahmen lässt sich das vorliegende Material wesentlich einfacher strukturieren und interpretieren (vgl. dazu auch die Informationen der Universität Hildesheim).

Besonders hilfreich und aussagekräftig sind Hypothesen, die nicht nur einen Zusammenhang, sondern auch eine Bedingung oder Richtung beinhalten. Hier zwei Beispiele aus der Bildungsforschung:

  • „Je mehr Schüler in einer Klasse sind, desto schlechter sind die Leistungen der Einzelnen.“
  • „Wenn Unterrichtsstoff nicht prüfungsrelevant ist, dann vergessen ihn Schüler schneller wieder.“

Die erste Annahme verweist mit ihrer Je-Desto-Aussage auf eine Richtung des Zusammenhangs Klassengröße und Schülerleistung. Die zweite zeigt durch die Wenn-Dann-Aussage eine Bedingung an.

Dabei ist nicht wichtig, ob sich die aufgestellten Hypothesen im Laufe der Forschung als wahr oder falsch herausstellen. Beides ist ein Ergebnis, das einen der Beantwortung der Forschungsfrage näher bringen kann. Man kann daraus nicht auf die Qualität der Behauptungen schließen. Was viel wichtiger ist, ist der fachliche Inhalt der Annahme. Steht er in unmittelbarem, verständlichem Bezug zur Forschungsfrage? Wurde er abgeleitet durch systematische Beobachtungen oder Überlegungen? Steht dahinter eine wissenschaftliche Theorie? Ist die Aussage überhaupt überprüfbar, das heißt grundsätzlich wiederlegbar (vgl. Aeppli et al., 2016, 120ff.)?

Hypothesen formulieren für Bachelorarbeit, Masterarbeit und Dissertation

Hypothesen mit gerichtetem und bedingtem Zusammenhang sind jedoch meist nicht nur inhaltlich aussagekräftiger und wertvoller. Sie sind durch ihre Struktur (Je-Desto und Wenn-Dann) auch prägnanter formuliert. Dies ist zum einen sehr förderlich für die Kriterien der Objektivität und Vergleichbarkeit von Forschungen. Zum anderen ist eine gute Formulierung von Annahmen generell ein zentraler Aspekt. Denn auch der beste Ansatz kann in einer zu langen, verschachtelten oder widersprüchlich formulierten Hypothese untergehen. Daher ist es wichtig, sie möglichst knapp und gut verständlich zu halten.

Dennoch müssen es vollständige Sätze sein, keine Stichpunkte. Der Forscher muss zudem immer sachlich bleiben. Eigene Meinung, Gedanken und Spekulationen haben in einer Annahme nichts zu suchen. Die einzelnen Hypothesen dürfen sich auch nicht gegenseitig widersprechen. Sie dürfen jedoch aufeinander aufbauen oder sich ergänzen (vgl. Kornmeier, 2016, 125ff.). Gute Annahmen müssen immer einen Mehrwert bringen, sie sollen nicht bloß allgemein bekannte Tatsachen wiedergeben. Im besten Fall sind sie etwas zugespitzt formuliert und regen damit zur Diskussion an.

Zur Verdeutlichung hier noch einmal die oben genannten Beispiel-Annahmen in einer bewusst schlechter formulierten Variante:

  • „Die Schüler/innen-Anzahl einzelner Schulklassen divergiert in vielen Fällen signifikant. Ein Zusammenhang der Klassengröße mit der Einzelleistung der jeweiligen Schüler/innen im Unterricht ist anzunehmen.“
  • „Ob ein bestimmter Lernstoff in einer Klassenarbeit oder bei einer Abschlussprüfung abgefragt wird, wird den Schülern an ihren Schulen oftmals von ihren Lehrern gesagt. Diesen Stoff lernen die Schüler dann gar nicht erst und vergessen ihn wahrscheinlich direkt nach dem Unterricht wieder.“

Es wird deutlich, dass Wortwahl und Satzbau einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität von Hypothesen haben. Sie sollten nicht zu akademisch, aber auch nicht zu umgangssprachlich formuliert sein. Hier kommt es schließlich auf mehr an, als auf einen guten Schreibstil und falsche Formulierungen können in diesem Fall nicht von einem Lektorat für die Bachelorarbeit oder Masterarbeit gerettet werden.

Hypothesen in einer Bachelorarbeit oder Masterarbeit nutzen

Wissenschaftliche Annahmen unterscheiden sich je nachdem, ob sie für eine qualitative oder quantitative Forschung genutzt werden. Die Schlüsselwörter dabei lauten „Induktion“ und „Deduktion“.

Induktion und Deduktion

Beim induktiven Verfahren formuliert man Hypothesen, die vom Einzelfall auf eine Gesamtheit schließen lassen. Da man sich in der qualitativen Forschung meist mit Einzelfällen beschäftigt, wird diese Methode überwiegend dort angewandt.

Beim deduktiven Verfahren formuliert man hingegen Annahmen, die von einer Gesamtheit auf Einzelfälle schließen lassen. Diese Methode wird entsprechend eher von quantitativen Forschern genutzt, deren Fallzahlen in der Regel viel größer sind (vgl. dazu auch die Informationen der Universität Münster). Kein Verfahren ist besser als das andere. Es geht bei der Unterscheidung lediglich darum, die richtige Methode für die jeweilige Forschungsfrage und -ausrichtung zu finden.

Einbindung in die Abschlussarbeit

Doch wie bindet man die Hypothesen nun in eine Abschlussarbeit ein? Es macht Sinn, die Annahme direkt in der Einleitung aufzuführen. Zuerst sollte man die übergeordnete Forschungsfrage erläutern, und danach auf die einzelnen Hypothesen eingehen. Schließlich sind diese eng mit der Forschungsfrage verknüpft und dienen dazu, sie letztlich zu beantworten.

Man kann und sollte sich hier durchaus Raum geben, die theoretische oder praktische Herleitung der Hypothesen eingehend zu beleuchten. Es ist nachzuweisen, dass die Hypothesen auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen. Sie dürfen nicht etwa auf persönlichen Meinungen beruhen. Im Laufe des Forschungsprozesses werden die Hypothesen dann entweder bestätigt oder widerlegt. Dies kann man im Mittelteil der Forschungsarbeit bereits thematisieren.

Eine eingehende Reflexion der Arbeit mit den Hypothesen sollte jedoch erst am Schluss erfolgen. Hier fasst man noch einmal zusammen, welche Hypothesen sich bestätigt haben, welche nicht und wo man Gründe dafür sieht. Außerdem muss man natürlich deutlich machen, inwiefern die Hypothesen geholfen haben, die Forschungsfrage zu bearbeiten und zu beantworten.

Im Grunde sind Hypothesen wissenschaftliche Hilfsmittel. Sie helfen dem Forscher, sein Datenmaterial zu strukturieren und dabei, dass ein roter Faden nicht zu verloren geht. Doch leisten gut durchdachte und formulierte Annahmen einen wesentlichen Beitrag zur Qualität einer Forschungsarbeit.

In empirischen Arbeiten ist die Verwendung von Hypothesen praktisch Pflicht. Doch auch in theoretischen Arbeiten kann ihre Anwendung sinnvoll und gewinnbringend sein. Man kann Hypothesen beispielsweise auch anhand von Literatur bestätigen oder widerlegen. Es ist also grundsätzlich empfehlenswert, ausreichend Zeit in die Formulierung von Hypothesen zu stecken. In diesem Sinne: „Je besser die Hypothese, desto leichter die Beantwortung der Forschungsfrage.

Literatur

Aeppli, Jürg/Gasser, Luciano/Tettenborn Schärer, Annette/Gutzwiller, Eveline (2016): Empirisches wissenschaftliches Arbeiten: Ein Studienbuch für die Bildungswissenschaften, 4. Auflage Stuttgart.

Kornmeier, Martin (2016): Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht: Für Bachelor, Master und Dissertation, 7. Auflage Stuttgart.

Weiterführende Literatur:

Berninger, Ina/Botzen, Katrin/Kolle, Christian/Vogl, Dominikus (2017): Grundlagen sozialwissenschaftlichen Arbeitens: Eine anwendungsorientierte Einführung, 2. Auflage Stuttgart.

Kühtz, Stefan (2016): Wissenschaftlich formulieren: Tipps und Textbausteine für Studium und Schule, 4. Auflage Stuttgart.

Poscheschnik, Gerald (2014): Empirisch forschen (Studieren, aber richtig, Band 3357), 2. Auflage Stuttgart.

Rossig, Wolfram E. (2011): Wissenschaftliche Arbeiten: Leitfaden für Haus-, Seminararbeiten, Bachelor- und Masterthesis, Diplom- und Magisterarbeiten, Dissertationen, 9. Auflage Achim.

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