- Mündliche und schriftlichen Umfragen in der Bachelorarbeit
- Der Fragebogen für die Bachelorarbeit
- Umfragen durchführen für die Bachelorarbeit
- Vor- und Nachteile der Umfragemethoden
- Literatur
Umfragen gibt es oft in empirischen Bachelorarbeiten. Immer mehr Hochschulen verlangen von Studenten und Doktoranden Arbeiten, die (auch) praktische Ansätze verfolgen. Dies gilt auch für die eher theoretisch ausgerichteten Geisteswissenschaften. Gerade im Bereich der Sozialforschung eignen sich Umfragen dafür sehr gut. Man kann qualitative oder quantitative, schriftliche oder mündliche Umfragen durchführen. Wo die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden liegen und wie man am besten vorgeht, erklären wir in diesem Artikel.
Mündliche und schriftlichen Umfragen in der Bachelorarbeit
Die schriftliche Form von Umfragen wird deutlich häufiger angewandt als die mündliche. Dies liegt zum einen am geringeren Aufwand, sowohl finanziell als auch zeitlich gesehen. Zum anderen können dadurch in der Regel viel mehr Personen befragt werden. Die Methode eignet sich jedoch vorrangig für die quantitative Analyse und Datenerhebung. In der qualitativen muss man fast immer persönliche, mündliche Umfragen durchführen.
Mündliche Umfragen
Mündliche Interviews können face-to-face oder telefonisch erfolgen. Die mögliche Teilnehmerzahl ist hier meist überschaubar. Die Methode eignet sich besonders, wenn man persönliche Meinungen abfragen will. Die Fragen sollten daher auch offen gestellt werden. Es gibt somit keine Vorgaben oder Kategorien, zwischen denen sich der Befragte entscheiden muss. Seine Antworten sollen frei formuliert sein. Der Vorteil dabei ist, dass der Befragte wirklich nachdenken muss und nicht von Kategorien beeinflusst wird. So kann auch der Effekt der sozialen Erwünschtheit (social desirability) verringert werden. Das heißt, der Teilnehmer antwortet ehrlicher (vgl. Wolter, 2012).
Ein Nachteil der mündlichen Umfrage ist, dass der Fragende selbst Einfluss auf das Gespräch nimmt. Durch sein Auftreten, seine Erläuterungen oder Nachfragen besteht die Gefahr, dass er den Befragten beeinflusst. Dieser Aspekt wird an den qualitativen Methoden generell kritisiert. Doch ist dies eben ein unumgänglicher Nebeneffekt, wenn man individuelle Antworten auf eine Fragestellung erhalten will. Gegensteuern kann man jedoch, indem man sich des Problems bewusst ist und eine möglichst neutrale Position einnimmt.
Schriftliche Umfragen
Schriftlich kann man Umfragen durchführen, indem man einen vorher konzipierten Fragebogen ausgibt. Dies kann man klassisch per Post machen oder online. Je nach Zielgruppe und Alter der Befragten eignet sich das eine oder andere besser. Um die erhaltenen Daten später vergleichen zu können, sollte man nur geschlossene und halboffene Fragen stellen. Bei geschlossenen Fragen gibt der Forscher feste Antworten vor, aus denen der Befragte wählen kann. Wenn absehbar ist, dass sich nicht jeder Befragte in eine der Kategorien einordnen kann, ist eine halboffene Frage sinnvoll. Sie enthält zusätzlich noch die Option „Sonstiges“, bei der man eine eigene Antwort eintragen kann. Trotzdem besteht hier die Gefahr der Falschaussage oder gar des Abbruchs. Zum Beispiel, wenn der Teilnehmer sich durch die vorgegebenen Antworten einfach nicht angesprochen fühlt.
Eine weitere potenzielle Fehlerquelle liegt darin, dass befragte Personen keine Rückfragen stellen können. Dies ist insbesondere bei Online-Umfragen der Fall. Sind die Fragen zu komplex oder zweideutig, wird die Rücklaufquote zwangsläufig geringer ausfallen. Man sollte hier also einerseits darauf achten, den Fragebogen einfach zu halten. Darüber hinaus wäre auch eine Kombination von Interview-Formen möglich. Das heißt, man legt Teilnehmern den Fragebogen persönlich vor und steht bei Problemen zur Verfügung.
Der Fragebogen für die Bachelorarbeit
Neben einführenden Informationen zum Forschungsziel und der Zusicherung der Anonymität ist die Einstiegsfrage in einem Fragebogen ganz zentral. Sie sollte möglichst auf alle Befragten zutreffen und/oder für sie interessant sein. Ein direkter Bezug zum Thema vermittelt, dass der Fragebogen fokussiert ist. So muss niemand befürchten, dass ihm durch unspezifische Fragen unnötig Zeit gestohlen wird. Die Einstiegsfrage sollte zudem besonders leicht zu beantworten sein, damit sich kein Teilnehmer abgeschreckt fühlt.
Für die folgenden Fragen kann der Forscher die sogenannte Trichter-Methode anwenden. Das heißt, die Fragen beginnen allgemein und einfach und werden nach unten hin immer anspruchsvoller und spezifischer. Trotzdem sollte man generell darauf achten, die Fragen nicht zu komplex zu formulieren. Fremdwörter kann man umschreiben oder erklären. Lange Schachtelsätze sind ebenfalls ungünstig. Auch sollte man Fach- oder Hintergrundwissen nicht einfach voraussetzen. Selbst wenn ein Thema gerade in den Medien diskutiert wird, sollte man es nochmal grob skizzieren (viele weitere Tipps zum Formulieren von Fragen gibt die Universität Siegen).
Ganz am Ende können die obligatorischen demografischen Daten erhoben werden. Sie sind Befragten oftmals eher unangenehm oder lästig. Gleiches gilt für sensible oder heikle Fragen, die sehr persönlich sind. Die Idee dahinter ist, dass Teilnehmer einen Fragebogen selten abbrechen, wenn sie bereits ca. die Hälfte beantwortet haben.
Auch ein optisch ansprechendes Design des Fragebogens kann die Teilnehmerzahl erhöhen. Er sollte daher eine übersichtliche Formatierung haben und gegebenenfalls in themenbezogene Blöcke unterteilt werden. Darüber hinaus darf er natürlich nicht zu lang sein, wobei das immer vom Thema, der Zielgruppe und dem Befragungsumfeld abhängt.
Umfragen durchführen für die Bachelorarbeit
Steht der Fragebogen fest, ist es oftmals hilfreich, ihn vorab im Freundes- und Familienkreis zu testen. Hier kann man auf ehrliche und konstruktive Kritik hoffen, um den Fragenbogen zu optimieren. Man kennt es ja aus der Wissenschaft allgemein oder vom Korrekturlesen der Bachelorarbeit oder Masterarbeit: Wenn man sich lange Zeit intensiv mit etwas beschäftigt hat, fallen einem Fehler oder Schwierigkeiten selbst nicht mehr auf.
Danach geht es darum, Teilnehmer zu finden. Je unspezifischer die Zielgruppe ist, desto einfacher ist das natürlich. Man kann hier auch wieder Freunde und Bekannte, die Familie sowie Kommilitonen oder Kollegen bitten. Es sollten jedoch nicht dieselben sein, die bereits die Probe-Umfrage gemacht haben. Über das sogenannte Schneeballverfahren finden sich meist schnell weitere potenzielle Teilnehmer (vgl. Schnell et al., 2011, 294). Bei Telefonumfragen kann mit Hilfe von Telefonbüchern eine Zufallsauswahl getroffen werden. Onlinebefragungen lassen sich hingegen mit wenigen Klicks in sozialen Netzwerken oder über E-Mail-Verteiler verbreiten.
Sehr verbreitet ist seit jeher auch der Ansatz, den Teilnehmern einer Umfrage eine kleine Gegenleistung anzubieten. Dies hat zwar vor allem einen symbolischen Wert, kann jedoch einen erheblichen Unterschied machen. Solche „give aways“ können Kugelschreiber, Süßigkeiten oder kleine Gutscheine sein. In Online-Umfragen sind Verlosungen auch sehr beliebt. Dies ist einfach als kleine Wertschätzung für die Teilnehmer gedacht. Sie erhalten so das Gefühl, auch etwas von der Befragung zu haben.
Vor- und Nachteile der Umfragemethoden
Zum Abschluss hier die wichtigsten Vor- und Nachteile der einzelnen Möglichkeiten, wie man Umfragen durchführen kann (vgl. dazu auch die Hinweise der Universität Duisburg-Essen).
Eine schriftliche Befragung per Post benötigt keinen Fragesteller, der womöglich Einfluss auf den Befragten nimmt. Dies bedeutet jedoch auch keine Möglichkeit für Nachfragen, daher ist die Ausfallquote höher als bei Telefoninterviews. Die Methode gibt dem Teilnehmer mehr Zeit zur Beantwortung, die dadurch womöglich überlegter ausfällt. Es ist allerdings auch die teuerste Variante.
Eine schriftliche Online-Befragung kann in kurzer Zeit sehr viele potenzielle Teilnehmer erreichen, schließt jedoch bestimmte (z.B. ältere) Zielgruppen aus. Die Umfrage ist günstiger als postalische Befragungen und kann direkt am PC weiterverarbeitet und ausgewertet werden.
Eine mündliche Befragung per Telefon kann fast die gesamte Bevölkerung erreichen, ist allerdings sehr zeitintensiv. Sie erfordert eine höhere Konzentration der Befragten. Generell gibt es viele unseriöse Anrufe, sodass die Bereitschaft zur Teilnahme niedrig ist.
Eine mündliche face-to-face-Befragung erfordert großes Engagement bei der Gewinnung von Teilnehmern. Sie eignet sich gut für komplexe Themen, bei denen man in die Tiefe geht. Sie ist kostengünstig, dafür muss jedoch auch alles selbst notiert werden. Später muss dann eine Audi-Transkription erstellt werden.
Für welche Umfragemethode man sich entscheidet, hängt also von verschiedenen Faktoren ab. Arbeitet man qualitativ oder quantitativ? Wie viel Zeit kann man investieren, und welche finanziellen Mittel stehen zur Verfügung? Letztlich spielen auch persönliche Präferenzen des Forschers eine Rolle. Der eine mag sich mit schriftlichen Umfragen wohler fühlen und scheut den persönlichen Kontakt. Dem anderen liegt vielleicht gerade die face-to-face-Situation. Grundsätzlich sind Umfragen sehr gut geeignet, um eine wissenschaftliche Arbeit aufzuwerten.
Literatur
Schnell, Rainer/Hill, Paul B./Esser, Elke (2011): Methoden der empirischen Sozialforschung, 9. Auflage München.
Wolter, Felix (2012): Heikle Fragen in Interviews: Eine Validierung der Randomized Response-Technik, Wiesbaden.