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Quelleninterpretation bei Bachelorarbeit und Masterarbeit

Quelleninterpretation bei einer Bachelorarbeit und Masterarbeit
Inhalt

Zu verstehen, wie man eine Quelleninterpretation adäquat erstellen kann, ist für viele Studienrichtung zu irgendeinem Zeitpunkt notwendig. Gleichzeitig verwirrt dieser Aspekt des Themas wissenschaftliches Arbeiten viele Studenten. Es gibt nämlich eine Vielzahl an Begriffen, die ähnlich sind, aber Verschiedenes meinen. Darunter zählen: Literatur, Quelle, Primärquelle, Sekundärquelle, Überrest und Tradition.

Kein Wunder, dass man bei dieser Menge an verwandten Begriffen nicht ganz durchblickt. In diesem Artikel steht nicht nur, was diese Begriffe bedeuten, sondern auch, wie man angemessen mit Quellen arbeiten und diese interpretieren kann.

Keine Quelleninterpretation ohne Fragestellung

Die wichtigste Voraussetzung, damit man eine Quelleninterpretation schreiben kann, ist die Fragestellung. Das mag im ersten Augenblick verwirrend klingen, aber ohne eine Frage gibt es auch keine Quellen. Merksatz: Quellen beziehen sich stets auf einen Gegenstand der Untersuchung.

Man muss sich die Quellenarbeit so vorstellen, als ob man ein Detektiv wäre. Die Fragestellung ist der zu bearbeitende Fall und die Quellen sind die Indizien, welche Licht ins Dunkel bringen. Besonders anschaulich lässt sich der Begriff Quelle anhand historischer Arbeiten erklären – siehe unten (Abschnitt: Vorgehen).

Studenten begehen häufig folgenden Fehler: Sie denken, dass sie keine Quellen brauchen, wenn sie genügend Literatur verwenden. Das ist aber in den Geschichtswissenschaften falsch. Hier verlangt eine wissenschaftliche Fragestellung nach Quellen (vgl. Schneider 2013: 7ff).

Begriff Quelle in der Bachelorarbeit und Masterarbeit

Dieser Abschnitt enthält Definitionen der Begriffe Literatur, Quelle, Primär- und Sekundärquelle sowie Überrest und Tradition, um sie besser voneinander unterscheiden zu können.

Literatur und Quelle

Der Unterschied zwischen Literatur und Quelle ist eigentlich ganz einfach. Quellen stammen aus einer vergangenen Zeit, nämlich derjenigen, welche man untersuchen möchte. Das können Gegenstände sein, zum Beispiel Münzen, Kleidung etc. oder es können Texte sein, zum Beispiel Gedichte, Urkunden, Berichte etc.

Literatur, das sind Texte, welche auf der Basis von Quellen entstehen. Literatur präsentiert dem Leser einen akademisch überarbeiteten Blick auf Quellen (vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2016: 24ff).

Primär- und Sekundärquelle

Die Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärquelle richtet sich nach der Nähe des Verfassers zum untersuchten Ereignis. Dies bedeutet aber nicht nur räumliche, sondern auch zeitliche Nähe (vgl. Schneider 2013: 7ff).

Wenn jemand bei einem Ereignis dabei war, kann er eine Primärquelle erstellen, z.B. in Form eines Berichtes, unmittelbar in Form eines Videos etc. Wenn eine Person nur von einem Ereignis hört, kann diese Person lediglich eine Sekundärquelle erstellen. Und wenn eine Person bei einem Ereignis dabei war, aber erst Tage oder Wochen später darüber schreibt, zählt diese Quelle auch nur als Sekundärquelle.

Überrest und Tradition

Eine weitere Unterscheidung von Quellen, die vielleicht sogar noch wichtiger ist, als die zwischen Primär- und Sekundärquelle, ist die zwischen Überrest und Tradition. Ein Überrest ist eine Quelle, die unabsichtlich entsteht. Eine Tradition entsteht bewusst, mit dem Ziel ein Ereignis für die Nachwelt zu konservieren (vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2016: 24ff).

Quelleninterpretation: Vorgehen bei der Bachelorarbeit oder Masterarbeit

Es gibt konkret fünf Schritte, welche notwendig sind, damit man eine gute Quelleninterpretation hinbekommt. Der Einfachheit halber konzentrieren wir uns hier nur auf die Interpretation von literarischen Quellen. Für die Interpretation anderer spezifischer Quellengruppen, müssen historische Hilfswissenschaften (etwa Heraldik zur Interpretaton von Wappen, Numismatik für Münzen usw.) herangezogen werden.

Dabei macht eine Quelleninterpretation immer den Hauptteil einer Abschlussarbeit aus. Den Rest der Arbeit hingegen, kann man wie gewohnt schreiben. Dabei sollte man auf die gleichen Kriterien achten, wie sonst: Ist der Text gut geschrieben, ist ein roter Faden vorhanden? Ist ein guter wissenschaftlicher Schreibstil vorhanden? Ein Lektorat und Korrekturlesen einer Bachelorarbeit und Masterarbeit ist auch hier sehr zu empfehlen.

1. Eine konkrete Frage finden

Der erste Schritt ist, dass man – wie oben bereits erwähnt – eine konkrete Frage an die Quelle stellt. Ohne eine Frage ist eine Quelle nur eine Text (vgl. Pandel 2012: 53ff). Was bedeutet das? Es heißt, dass man etwa einen Brief der eigenen Oma auf dem Dachboden findet. In diesem Moment ist es nur ein alter Brief, der vielleicht einen hohen persönlichen Wert hat und den man selbst ganz spannend findet. Schreibt man jedoch eine Bachelorarbeit während der deutschen Teilung und stammt der Brief aus der Zeit kann man prüfen, ob der Brief als Quelle in Frage kommt. Hat man nun eine historische Fragestellung, wie etwa „Welche Codes haben Familien während der Deutschen Teilung in der Kommunikation per Brief genutzt?“ kann man die Quelle – den Brief – auf dieses Erkenntnisinteresse hin untersuchen.

2. Quellenwert bestimmen

Im zweiten Schritt muss man den Quellenwert einer Quelle bestimmen. Dies klingt schwieriger als es ist, weshalb viele Studenten an dieser Stelle mit der Quellenarbeit aufhören. Zugegeben, ganz einfach ist dieser Schritt leider auch nicht, aber da muss man durch. Mit ein bisschen Übung geht es auch sehr schnell. Was ist also zu tun?

Zuerst muss man klären, wer der Autor der Quelle ist, woher er kommt, zu welcher gesellschaftlichen Schicht er gehört usw. Zu wissen, wer die Quelle verfasst hat und unter welchen Umständen, ist notwendig, um zu verstehen, mit welchem Blickwinkel man es zu tun hat (vgl. Mayer/Pandel/Schneider 2016: 24ff).

Man sollte sich dabei vor Augen führen, dass keine Quelle zur Gänze objektiv ist. Um das zu verstehen, muss man jedoch, aus der „Distanz“ auf den Text blicken. Des Weiteren muss man zur adäquaten Quelleninterpretation herausfinden, welche Quellengattung man vor sich liegen hat. Geht es um ein Gedicht, eine Inschrift, ein Protokoll etc.? Auch die Absicht des Autor, den Text verfasst hat, sollte man beleuchten. Dazu sollte man versuchen herauszufinden, wer der Adressat der Quelle war – für wen ein Text also ursprünglich geschrieben wurde. Schließlich ist es ebenso wichtig, den Quellenabschnitt in das Gesamtwerk des Autors einzuordnen. (vgl. Schneider 2013: 7ff).

Tipp: Dies sieht auf den ersten Blick sehr überfordernd aus. Es ist aber nicht schlimm, wenn man ein oder zwei der genannten Punkte nicht bewältigt. Ist der Autor eines Textes etwa unbekannt, ist es unter Umständen schwierig herauszufinden, was seine Absicht gewesen sein könnte. Man kann dem Professor bzw. dem Betreuer sagen, wo man Schwierigkeiten hat. Er hilft sicher gerne.

3. Quelleninhalt bestimmen

Im dritten Schritt muss man den Quelleninhalt bestimmen. Am einfachsten geht das, indem man sich die Quelle Stück für Stück vornimmt. Hierfür kann man die Quelle erst einmal so strukturieren, dass man sie gut fassen kann. Mithilfe von Zwischenüberschriften kann man sie einteilen. Zum Beispiel kann man die Quelle nach ihrer inneren Gliederung, nach Argumenten, nach Themen, oder nach Sinneinheiten zerlegen. Für die Überschiften sollte man unbedingt eigene Wort finden. Je nach dem wie umfangreich eine Quelle ist, kann eine solche Unterteilung schon ausreichen oder es muss weiter unterteilt werden.

Tipp: Wenn man das Finden von Überschiften immer weiter vorantreibt, sodass man am Ende für jeden Absatz eine Überschrift hat, hat man – ganz nebenbei – schon eine Inhaltsangabe der Quelle mit eigenen Worten verfasst!

4. Vergleichbare Quellen und Sekundärliteratur

Im vierten Schritt muss man vergleichbare Quellen und Sekundärliteratur zur Fragestellung suchen, lesen und verstehen. Anhand von Parallelquellen gleicht man ab, ob das, was inn der Quelle steht, stimmen kann. Dabei sollte man auf die Feinheiten und Details achten und auch die Parallelquelle einer grürndlichen Analyse unterziehen. Parallequellen zu finden ist allerdings gar nicht so leicht. Parallelquellen zu suchen ist nicht das selbe wie eine normale Literaturrecherche. Der einfachste Weg ist aber, über Parallelquellen in der Forschungsliteratur zu stolpern. Da jede fundierte Argumentation in der Litertaur ja ebenfalls auf Quellenbasis erfolgen muss, kann man prüfen, welche Quellen anderen Forschern bekannt sind und diese ebenfalls einsehen. Zusätzlich gibt es Handbücher, die einen Teil des Quellenbestandes zu bestimmten Stichwörtern auflisten. Schließlich ist aber auch bei der Frage nach Parallelquellen der Gang zum Betreuer immer eine gute Idee.

Sekundärquellen hingegen sind wichtig, um sich einen Überblick zur Forschung zu einer Quelle zu machen. Hier findet man Informationen über den historischen Hintergrund einer Quelle oder zur Quelle selbst, etwa in Form von Kommentaren und Editionen. Aber Vorsicht. Jede Quelle muss korrekt zitiert werden, sonst können Plagiatsvorwürfe bei einer Plagiatsprüfung entstehen.

5. Quelle deuten und Ergebnisse darstellen

Im fünften Schritt muss man die Quelle schließlich deuten. Dazu legt man die Fragestellung an die Quelle an und prüft nun, inwiefern man sie beantworten kann. Dabei kann es sein, dass man die Forschungsfrage nicht beantworten kann oder feststellen muss, dass sie offenbleibt (vgl. Pandel 2012: 5ff) (Siehe hierzu auch die Tipps der Universität Kassel).

Da die Quelleninterpretation ein kompliziertes Verfahren ist, sollte man sich gleich in den Arbeitsprozess stürzen, ohne viel zu überlegen. Learning by doing, sozusagen. So kann man sich gewiss sein, dass man während des Arbeitens schnell Erfolge feststellt. Ansonsten kann die Motivation unter den vielen Vorgaben leiden.

Es gibt noch eine kleine Hilfe, mit der man sich in Kürze die wichtigsten Anforderungen an eine Quelleninterpretation merken kann. Dies geht mit dem Kürzel „A.Qu.A.“, welches an das lateinische Wort für Wasser erinnert. Diese Abkürzung steht für Autor, Quelle, Adressat. Man soll den Fokus also auf den Autor und dessen Umwelt, die Eigenschaften und den Inhalt der Quelle sowie den Adressaten legen.

Literatur

Pandel, Hans (2012): Quelleninterpretation: Die schriftliche Quelle im Geschichtsunterricht (Methoden historischen Lernens), Schwalbach.

Mayer, Ulrich/ Pandel, Hans-Jürgen/ Schneider, Gerhard (2016): Handbuch – Methoden im Geschichtsunterricht, Schwalbach.

Schneider, Gerhard (2013): Gelungener Einstieg: Voraussetzung für erfolgreiche Geschichtsstunden, Schwalbach.

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