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Zeitformen richtig anwenden | Tipps für die Abschlussarbeit

Zeitformen richtig anwenden - Tipps zu den Zeitformen in einer Bachelorarbeit & Masterarbeit
Inhalt

Zeitformen lernt man im Deutschunterricht und der liegt schon eine ganze Weile zurück. Mitunter ist es gar nicht so einfach, sich noch an alle Verwendungsmöglichkeiten und an deren korrekte Bildung zu erinnern. Es ist klar, dass zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft unterschieden wird. Bei jedem Text, den man schreibt, entscheidet man sich für eine Erzählzeit, meistens gibt es bei den Zeitformen nicht viel zu überlegen. Die Ereignisse vom letzten Urlaub berichtet man in einer Vergangenheitsform, über WhatsApp formuliert man aktuelle Erlebnisse in der Gegenwartsform und zukünftige Vorhaben teilt man natürlich in einer Zukunftsform mit.

Doch wie verhält es sich eigentlich bei einer wissenschaftlichen Arbeit? Einerseits gibt ein solcher Text wieder, was andere in der Vergangenheit über das Thema geschrieben haben, anderseits formuliert man auch eigene aktuelle Gedanken. Welche Zeitformen, an welcher Stelle die richtigen sind, erläutert der folgende Überblick.

Welche Zeitformen gibt es in der Abschlussarbeit?

Wie bereits erwähnt gibt es die Gegenwarts-, die Vergangenheits- und die Zukunftsform als Zeitformen. Doch ganz so einfach ist es wiederum nicht.

Gegenwärtiges wird im Präsens angegeben:

„Ich sitze in der Bibliothek.“

Gleichzeitig können mit dem Präsens auch zeitlose Sachverhalte wiedergegeben werden:

„Wenn ich lernen muss, gehe ich in die Bibliothek.“

Die Vergangenheit kann man durch drei unterschiedliche Zeitformen angeben. Durch das Präteritum, das Perfekt oder das Plusquamperfekt.

Während das Präteritum etwas Vergangenes ausdrückt,

„Ich saß in der Bibliothek.“

kann das Perfekt eine Vergangenheit ausdrücken, die noch nicht abgeschlossen ist.

„Dann habe ich alle Literaturangaben fertig geschrieben.“

Das Plusquamperfekt stellt die seltenste der Zeitformen dar und wird auch als Vorvergangenheit bezeichnet. Mit ihr wird Vorzeitigkeit formuliert, das heißt, das Plusquamperfekt wird in der Regel in Verbindung mit anderen Zeitformen benutzt.

„Ich saß in der Bibliothek, nachdem ich in der Mensa etwas gegessen hatte.“

Zukünftiges wird durch zwei Zukunftsformen angeben: mit dem Futur I und dem Futur II. Das Futur I als eine der Zeitformen gibt zukünftige Sachverhalte oder Geschehnisse an. Es wird mit dem Verb „werden“ und dem Infinitiv, also der Grundform eines Verbs gebildet.

„Ich werde in der Bibliothek sitzen.“

Mit dem Futur II als eine der Zeitformen wird etwas ausgedrückt, das in der Zukunft abgeschlossen sein wird. Hierfür benutzt man neben dem Verb „werden“ auch das Partizip II (Verb meist mit Vorsilbe „ge-„) und ein weiteres Hilfsverb („haben“ oder „sein“).

„Ich werde in der Bibliothek gesessen haben.“

Im Hier und Jetzt – Präsens als Zeitform

Eine Bachelorarbeit oder Masterarbeit hat immer einen informativen Charakter. Sie stellt objektive Sachverhalte dar, die zeitlos sind. Aus diesem Grund verwendet man hierfür das atemporale Präsens als eine der Zeitformen. Dieses drückt gültiges Wissen ebenso aus wie Beschreibungen von Begebenheiten und Zusammenhängen. Das Präsens kann auch aber auch für Zukünftiges („Morgen gehe ich in die Bibliothek.“) verwendet werden (Siehe dazu auch die Hinweise der Universität Duisburg-Essen).

Bevor man mit dem Schreiben einer Bachelorarbeit oder Masterarbeit beginnen kann, ist eine umfassende Literaturrecherche nötig. Das angelesene Wissen will man natürlich auch in der Arbeit vorstellen. Um dieses aber von eigenen Überlegungen abzugrenzen, muss man darauf verweisen, wer die Aussagen ursprünglich getätigt hat. Darin liegt auch schon das vermeintliche Dilemma. Der Autor hat seine Erkenntnisse und Überlegungen natürlich in der Vergangenheit notiert, aber in der Gegenwart soll darauf hingewiesen werden. Welche Zeitformen muss man hier also zu verwenden? Durch den Anspruch für wissenschaftliches Arbeiten, nüchtern und sachlich zu sein, wird das Präsens auch an diesen Stellen benutzt („Müller beschreibt in seiner Abhandlung…“) (Siehe dazu auch die Hinweise der Technischen Universität Dresden).

Nicht alles ist Perfekt – Vergangenheit als Zeitform

An einigen Stellen lässt es sich nicht vermeiden, eine Vergangenheitsform als eine der Zeitformen zu wählen. Ein Beispiel sind Referenzen innerhalb der Arbeit, die im Präteritum stehen („Wie in Kapitel 1 beschrieben…“). Ebenso werden historische Ereignisse durch das Präteritum ausgedrückt („Die erste öffentliche Volksbücherei entstand 1828.“).

Sachverhalte, die in der Vergangenheit ihren Ursprung hatten, aber bis in die Gegenwart reichen, werden im Perfekt wiedergegeben („Das Bibliothekswesen hat sich seit dem 19. Jahrhundert v. Chr. stetig weiterentwickelt.“). Auch Ergebnisse aus Untersuchungen und Studien werden mit Hilfe des Perfekts formuliert (Vgl. Darski 2010: 361).

Das Plusquamperfekt dient dazu, die zeitliche Abfolge von Ereignissen als eine der Zeitformen wiederzugeben. Daher wird es in Verbindung mit dem Präteritum genutzt („Bevor die Bibliothek von Alexandria niedergebrannt war, hatte sie als geistiges Zentrum der antiken Welt gegolten.“)

Bei der Verwendung der Vergangenheitsformen als Zeitform ist jedoch Vorsicht geboten. Stefan Kühtz warnt vor einer Überfrachtung: „Längere Passagen in Vergangenheitsformen sollten jedoch vermieden werden, da sie einem Sachtext leicht einen unangemessenen erzählenden Stil („Erzählt-Präteritum“) verleihen.“ (Kühtz 2015, S. 31).

Was wird sein? – Zeitform Zukunft

Das Futur I hat im Allgemeinen mehrere Verwendungsmöglichkeiten. Es kann Vermutungen ausdrücken („Er wird wohl in der Bibliothek sitzen.“). Außerdem kann man es für Aufforderungen benutzen („Du wirst jetzt sofort in die Bibliothek gehen!“). Wenn man es in wissenschaftlichen Arbeiten verwendet, dann nur in der zeitlichen Bedeutung („Im Folgenden wird sich zeigen, wie sich die kriegerischen Handlungen auf die Bevölkerungsentwicklung ausgewirkt haben.“). Wie bereits erwähnt, bietet sich hierfür aber auch Zeitformen wie das Präsens an. Das Futur II beschreibt Handlungen, die in der Zukunft abgeschlossen sein werden („Morgen werde ich in der Bibliothek gelernt haben.“) und eignet sich deshalb kaum für eine Bachelorarbeit oder Masterarbeit. Der Schlussteil einer wissenschaftlichen Arbeit gibt in der Regel einen Ausblick über weitere Forschungsvorhaben oder Überlegungen zu kommenden Untersuchungsnotwendigkeiten. Hierfür sind die Zukunftsformen als Zeitformen die richtige Wahl.

Konsistenz ist in wissenschaftlichen Arbeiten enorm wichtig, sowohl bei formalen Aspekten wie der Zitierweise als auch bei der Verwendung der Zeitformen. Aufgrund der objektiven, sachlichen Natur wissenschaftlicher Texte sollte die hauptsächlich verwendete Zeit das Präsens bleiben.

Dennoch ist es hin und wieder notwendig, die Zeitformen zu wechseln. Wenn man vergangene Sachverhalte erläutert oder Ergebnisse von Studien heranzieht, finden die Vergangenheitsformen Anwendung. Ob man in diesen Fällen das Präteritum oder das Perfekt benutzt, ist dem Schreibenden selbst überlassen.

Für den Ausblick am Ende der Arbeit kann man die Zukunftsformen oder das Präsens verwenden. Auch hier muss man je nach dem Kontext entscheiden. Wenn die Entscheidung aber einmal gefallen ist, sollte man die gewählte Form auch beibehalten. Wer sich dennoch unsicher ist, ob er alle Zeitformen richtig gewählt und konsequent beibehalten hat, sollte ein professionelles Lektorat der Bachelorarbeit oder Masterarbeit in Betracht ziehen. Dort achtet man auch auf die korrekte Anwendung der Zeitformen.

Literatur

Kühtz, Stefan (2015): Wissenschaftlich formulieren: Tipps und Textbausteine für Studium und Schule, Paderborn.

Darski, Józef Pawel (2010): Deutsche Grammatik: Ein völlig neuer Ansatz, Berlin.

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