- Eine Promotion finanzieren – Prolog
- Mit welchen Kosten muss man für die Promotion rechnen?
- Die Promotion finanzieren
- Literatur
Eine Promotion finanzieren – Prolog
Wer promovieren möchte, muss auch die Promotion finanzieren können. Hierzu gibt es aber viele Möglichkeiten. Das Studium selbst mag zwar inzwischen wieder von Gebühren befreit sein, billig ist das Studieren trotzdem nicht. Viele Studierende ziehen von Zuhause weg und brauchen eine Unterkunft, Bücher und Arbeitsmaterialien wollen beschafft werden und auch die Gebühren für den öffentlichen Nahverkehr rechnen sich. Daran ändert sich auch nichts, wenn man promovieren möchte. Nach rund fünf Jahren Studium geht das Leben mit knapper Kasse noch ein paar mehr Jahre weiter. Doch auch wer als Doktorand keinen BAföG-Anspruch mehr hat, kann aus einer Vielzahl von Möglichkeiten, die es ihm ermöglichen, sich ganz auf seine Promotion zu konzentrieren, statt sich mit Geldsorgen zu quälen und die Promotion zu finanzieren. Einen Überblick soll dieser Artikel bieten.
Mit welchen Kosten muss man für die Promotion rechnen?
Wie auch der Bachelor und der Master ist die Promotion erst einmal gebührenfrei für drei Jahre. Selbstverständlich fällt aber auch für Doktoranden der übliche Semesterbeitrag an das Studierendenwerk von 150 bis 200 Euro an (vgl. Deutscher Akademischer Austauschdienst). Ab dem siebten Promotionssemester müssen Doktoranden zudem eine Studiengebühr bezahlen. Allerdings profitieren sie auch vom Studentenstatus und den damit einhergehenden Ermäßigungen bei vielen öffentlichen und sozialen Einrichtungen. Welche Kosten man ebenfalls nicht unterschätzen sollte, sind die für die Arbeitsmaterialien, die für die Promotion benötigt werden. Experimente verlangen nach Equipment, zum Interview führen ist ein Diktiergerät und vielleicht sogar eine Audi-Transkription notwendig und umfassende wissenschaftliche Computerprogramme oder Systeme zum Organisieren von Literatur können teuer zu Buche schlagen.
Die Promotion finanzieren
Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, eine Promotion finanzieren zu lassen. Dabei ist zum Teil zunächst ein großer Aufwand für die Bewerbung zu leisten. Zudem stehen nicht jedem alle Finanzierungsmöglichkeiten offen. Gerade wenn man mit dem Promotionsprojekt immer wieder Absagen erhält, zum Beispiel von Stipendiengebern, sollte man sich kritisch mit dem Thema, dem methodischen Ansatz und weiteren Punkten auseinandersetzen. Hierbei sollte man dringend den Rat des Doktorvaters beachten und jede Bewerbung mit ihm absprechen. Er kann bestimmt auch das Lektorat und Korrekturlesen für das Exposé in der Bewerbung übernehmen.
Folgende Finanzierungsmöglichkeiten kommen aber üblicher Weise in Betracht:
Mit einem Nebenjob die Dissertation schreiben
Die Promotion lässt sich natürlich genauso finanzieren wie der Bachelor oder der Master: Durch einen fachfremden Nebenjob als Kellner, Nachhilfslehrer oder Babysitter. Der Doktorand kann seinen Studentenjob nach Abschluss des Masters einfach behalten und hat somit eine von der Promotion völlig unabhängige, zuverlässige Geldquelle. Ein fachfremder Nebenjob schränkt außerdem weitaus weniger ein als zum Beispiel ein Stipendium, das man eventuell jährlich erneuern muss (Wergen, 2015:60). Allerdings unterschätzen viele den tatsächlichen Arbeitsaufwand für das Schreiben einer Dissertation. Während eine Promotion im Durchschnitt zwei Jahre dauert, brauchen Doktoranden, die nebenberuflich promovieren, rund doppelt so lang! Ein weiteres Problem bei einem Nebenjob, ist, dass er nichts mit der Universität zu tun hat. Der Chef und die Kollegen könnten eventuell wenig verständnisvoll auf das Vorhaben Promotion reagieren (Wergen, 2015:62), besonderes wenn es darum geht, für Vormittagstermine mit dem Betreuer der Doktorarbeit oder Interviews mit Probanden frei zu nehmen (Wergen, 2015:62).
Mit einer wissenschaftlichen Stelle
Diese Möglichkeit wählt ein Großteil der Promovierenden in Deutschland: Ganze 80 Prozent finanzieren sich die Promotion durch eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Wergen, 2015:50). Die Mitarbeiterstellen werden von den Universitäten vergeben, damit der Doktorand dann an einem Lehrstuhl oder in einem Forschungsprojekt mitarbeiten kann. Die Aufgaben rangieren dann von tatsächlicher Forschung über das Halten von vorlesungsbegleitenden Übungen oder Tutorien.
Das Problem einer solchen Stelle ist jedoch ihre befristete Dauer auf die Länge des Projektes oder ein paar Semester – eventuell ist der Doktorand nicht vor Ablauf seines Arbeitsvertrags mit der Dissertation fertig. Auch der Arbeitsaufwand – besonders in einem Forschungsprojekt – kann manchmal so hoch sein, dass die Dissertation auf der Strecke bleibt. Dafür jedoch steht der Doktorand regelmäßig im Austausch mit anderen Wissenschaftlern, Kollegen und eventuell auch anderen Promovierenden, was den fachlichen Austausch um ein Vielfaches erleichtert (Wergen, 2015:52).
Bei einem Unternehmen
Für manche Doktoranden kann es durchaus sinnvoll sein, in einem Unternehmen zu promovieren, beispielsweise weil ihr Thema sehr praxisbezogen ist oder weil ihr zukünftiger oder momentaner Arbeitgeber bereit ist, sie bei der Dissertation zu unterstützen. Die meisten Doktoranden arbeiten in einer Teilzeitlösung im Unternehmen und widmen den Rest der Zeit ihrer Dissertation. Oft sind die Stunden auch mit dem Arbeitgeber flexibel vereinbar. Im Gegenzug erhalten sie meist einen finanziellen Zuschuss. Ein weiterer Vorteil der Promotion im Unternehmen ist, dass viele Unternehmen die Promovierenden nach Abschluss der Dissertation auch direkt einstellen beziehungsweise weiter beschäftigen. Wer nicht in der reinen Forschung arbeiten möchte, ist mit dieser Finanzierungsmöglichkeit deshalb gut beraten. Auf der anderen Seite kann es dennoch manchmal schwierig sein, einen Job mit dem Schreibprozess unter einen Hut zu bringen – hier ist Disziplin gefragt, auch wenn es darum geht, das eigene Forschungsinteresse vor dem wirtschaftlichen Interesse des Unternehmens zu verteidigen.
Durch eine Forschungsgesellschaft oder Forschergruppe
Die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) richtete in den 1990er Jahre erstmal auf Antrag sogenannte Graduiertenkollegs ein (Günauer, 2012:163). Inzwischen haben auch andere Forschungsgesellschaften wie die Max-Planck-Gesellschaft oder die Helmholtz-Gemeinschaft nachgezogen und bieten Graduiertenkollegs oder Research Schools an. Diese Kollegs sind Studienprogramme, die von einem Professor zu einem bestimmten Themenbereich angelegt wurden. Es werden normale Vorlesungen, Übungen und Seminare abgehalten. Für einen Zeitraum von drei Jahren erhält der Promovierende für die Absolvierung des Graduiertenkollegs ein Promotionsstipendium. Ein Vorteil ist, dass die Graduiertenkollegs durch den Bewerbungsprozess sehr klein gehalten werden. Dadurch kommt ein intensiver Austausch zwischen den teilnehmenden Doktoranden zustande. Gerade extern geförderte Promotionsprogramme, wie die von der DFG, haben hohe Qualitätsstandards und bieten auch Mentoring und nichtwissenschaftliche Angebote an (Brockmann, 2015:76).
Zusätzlich existieren noch andere Möglichkeiten. So bieten Sonderforschungsbereich oder Exzellenzcluster ebenfalls Stipendien an. Dem Doktoranden wird dadurch ermöglicht, sowohl Teil einer Forschergruppe zu sein, als auch an einem angeschlossenen Graduiertenkolleg Kurse zu besuchen und Austausch mit anderen Doktoranden suchen zu können.
Mit einem Stipendium die Dissertation schreiben
Wer ein Stipendium ergattert, der hat das große Glück, sich für die Dauer desselbigen ganz auf die Dissertation konzentrieren zu können und sich keine Geldsorgen machen zu müssen. Auch die Auswahl an Stipendiengebern aus dem öffentlichen und privaten Bereich ist in Deutschland vielfältig. Auf Portalen wie Stipendienlotse des Bundeministeriums für Bildung und Forschung können Promovierende nach passenden Promotionsstipendien suchen.
Der Wettbewerb um die vorhandenen Stipendien ist allerdings sehr groß, wodurch auch die Auslese der geeigneten Kandidaten immer strenger wird. Das mündet in umfangreiche Bewerbungen, die viel Arbeit für den Doktoranden und seinen Doktorvater bedeuten (vgl. Die Zeit). Ein weiteres Manko ist, dass Stipendien oft auf drei Jahre befristet sind (Messing, 2004:16). Die Zeit reicht manchen Doktoranden für das Verfassen ihrer Dissertation nicht aus und sie müssen sich mitten im Projekt eine neue Einnahmequelle suchen. Beachten sollte man außerdem, dass man mit einem Stipendium nicht in die Renten- und Arbeitslosenversicherung einzahlt, was sich später im Leben rächen kann. Alles in allem ist ein Stipendium aber dennoch eine komfortable Finanzierungsmöglichkeit, da man sich im besten Fall ganz auf die Arbeit an der Dissertation konzentrieren kann.
Diese fünf Möglichkeiten sind die gängigsten, die Promotion zu finanzieren. Jeder, der promovieren möchte, sollte sich früh genug Gedanken darübermachen, welche Finanzierungsmöglichkeit ihm am meisten zusagen würde. Disziplinierte Doktoranden mögen sich durchaus mit einem Nebenjob oder einer Unternehmenskooperation wohlfühlen. Wer jedoch Unterstützung und viel Zeit für den Schreibprozess benötigt, dem sei ein Stipendium oder ein Graduiertenkolleg eher angeraten. Eines steht jedoch fest: Bei so zahlreichen Möglichkeiten ist die Aussage, keine Finanzierung für die Promotion zu finden, vermutlich nur eine schlechte Ausrede oder ein Hinweis darauf, dass das Dissertationsprojekt noch nicht ausgereift ist.
Literatur:
Brockmann, Dieter/Kühl, Michael (2015): Mit Erfolg promovieren in den Life Sciences, Stuttgart.
Günauer, Franziska/Krüger, Anne/Moes,Johannes/Steidten, Torsten/Koepernik, Claudia (2012): GEW Handbuch – Promovieren mit Perspektive, 2. Auflage, Bielefeld.
Messing, Barbara/Huber, Klaus-Peter (2004): Die Doktorarbeit: Vom Start zum Ziel: Lei(d)tfaden für Promotionswillige, 3. Auflage, Berlin.
Wergen, Jutta (2015): Promotionsplanung und Exposee: Die ersten Schritte auf dem Weg zur Dissertation, Opladen.
Weiterführende Literatur:
Hell, Silke (2017): Soll ich promovieren?: Voraussetzungen, Chancen und Strategien, München.
Knigge-Illner, Helga (2015): Der Weg zum Doktortitel: Strategien für die erfolgreiche Promotion, 3. Auflage, Frankfurt.
Weiß, Christel/Bauer, Axel (2008): Promotionsplanung und Exposee: Die ersten Schritte auf dem Weg zur Dissertation, 3. Auflage, Stuttgart.